Das Geheimnis des “einsamsten Hauses der Welt” – und die dunkle Wahrheit, warum es leer steht

Ein windgepeitschter Felsen ragt aus dem Atlantik, die Wellen schlagen von allen Seiten an ihn heran. Das ist Island... aber nur fast.  Das Festland ist ein verschwommener Fleck in der Ferne, und die einzige Andeutung menschlicher Aktivität hier ist ein einzelnes, einsames Haus. Es ist ein Haus, das so abgelegen ist, so unglaublich isoliert, dass es als das "einsamste Haus der Welt" bekannt ist. Und als ob das nicht schon beunruhigend genug wäre, hat es eine dunkle Geschichte. Denn warum sollte jemand etwas so weit weg von der Zivilisation bauen, wenn er keine finsteren Absichten hätte?

Nun, wenn du schlimme Dinge vor hast und damit davonkommen willst...es gibt auf diesem winzigen Eiland keinerlei Polizisten. Sie heißt Elliðaey und ist Teil des isländischen Vestmannaeyjar-Archipels. Von den insgesamt 45 Inseln des Archipels ist anscheinend nur eine bewohnt, ein Inselchen namens Heimaey. Daher ist die Existenz eines Hauses auf Elliðaey ziemlich seltsam. Man könnte annehmen, dass man einfach ein Grundstück in Heimaey kaufen könnte.

Aber das Haus existiert tatsächlich, und es ist ein überraschender Anblick - ein völlig unerwartetes Bauwerk auf einer ansonsten unberührten Insel. Elliðaey ist nur ein abgelegenes Fleckchen Land in der Wildnis des Ozeans, völlig unberührt von den Zeichen menschlicher Anwesenheit, wie Straßen oder Stromleitungen. Tatsächlich ist die Residenz selbst das einzige sichtbare Zeichen dafür, dass Menschen jemals einen Fuß dorthin gesetzt haben.

Doch wer genau waren diese Menschen? Und warum genau suchten sie sich einen so abgelegenen - und, seien wir ehrlich, ziemlich düsteren - Ort aus, um ein Haus zu bauen? Nun, über diese Frage haben sich im Laufe der Zeit viele Geister den Kopf zerbrochen. Und wie du vielleicht schon erraten hast, gab es einige wirklich abenteuerliche Theorien.

Es gibt Geschichten, die von Popsternchen bis hin zu Zombies reichen, um das rätselhafte Haus auf Elliðaey irgendwie zu erklären. Ja, du hast schon richtig gelesen. Aber sind irgendwelche dieser skurrilen Geschichten auch tatsächlich glaubwürdig? Möglicherweise ja. Denn sowohl die Insel als auch der weitere Vestmannaeyjar-Archipel haben eine sehr spannende Geschichte, die es wirklich wert ist, erzählt zu werden.

Zum einen haben die Westman Islands - wie der Archipel auf Englisch genannt wird - eine düstere Vergangenheit. Und die reicht zurück bis zu Ingólfr Arnarson, dem Mann, von dessen Stamm man annimmt, dass er der erste war, der sich auf Island niederließ. Arnarson war ein Sklavenhalter gewesen und offenbar waren zwei seiner Gefangenen auf die Westman Islands geflohen. Jedoch zeigte der Sklavenhalter keine Gnade. Wie die Geschichte besagt, gelang es Arnarson, die armen Seelen wieder einzufangen und dann schlachtete er sie eiskalt ab.

Diese beiden Sklaven stammten aus Irland - einem Ort, von dem man einst annahm, er sei das am westlichsten gelegene Stück Erde nahe dem Ende der Welt. Die Entdeckung Islands widerlegte später diese Theorie, jedoch waren die Iren dennoch unter dem Namen "Westmen" bekannt. Ja, das ist die bittere Wahrheit, wie die Inseln ihren gemeinsamen Namen bekamen.

Letztendlich strömten aber immer mehr Menschen in diesen Teil der Welt. Auf der Insel Heimaey - der grössten in der Inselkette - begann sich eine Population zu entwickeln. Denn Nahrung gab es hier reichlich - vor allem, wenn man gerne Papageientaucher verspeiste. Doch trotz ihrer abgelegenen Lage war Heimaey nicht vor Plünderern sicher. Im Jahr 1627 wurde die Insel von algerischen Piraten geplündert, die verheerende Verwüstungen anrichteten und viele Gefangene machten.

Die Invasion war ein weiteres dunkles Kapitel in der Geschichte der Westman Islands. Jedoch beruhigte sich das Leben auf dem Archipel rasch wieder. Die Bewohner entwickelten sich prächtig, als die Jahrhunderte verstrichen und sie mehr mit dem Festland verbunden wurden. Jedoch änderte sich schlagartig alles. Ohne Vorwarnung brach 1973 ein bis dahin unbemerkter Vulkan in einem Inferno aus Feuer und Asche auf Heimaey aus.

Geschmolzene, glühende Lava und hochgiftige Chemikalien schossen aus dem Vulkan und verteilten sich über ganz Heimaey. Das hätte eine Katastrophe für die Insel bedeuten können, doch zum Glück aller Bewohner existierte bereits ein Plan für solche Notfälle. Und er schien zu funktionieren! Glücklicherweise wurde kein einziger Mensch durch die gewaltige Eruption getötet.

Es ist allerdings nicht so, dass die Eruption ungefährlich war. Die Bewohner der Insel konnten zwar die Insel verlassen, aber ihre Häuser waren noch da und mussten irgendwie geschützt werden. Also pumpten die Behörden in einem weiteren cleveren Schachzug Meereswasser auf die glühende Lava. Das kühlte sie stark ab und half darüber hinaus, den Lavastrom von den Behausungen weg zu lenken.

Der Plan war nicht ganz perfekt. Berichten zufolge wurden ungefähr 20 Prozent der Gebäude auf Heimaey durch die gewaltige Eruption zerstört. Auch etwa 15 Prozent der Menschen verließen die Insel für immer. Jedoch gab es zumindest einen unerwarteten Vorteil der Katastrophe. Die gesamte Lava, die aus dem Vulkan stammte, kühlte schließlich ab und schuf neues Land. Der Vulkan selbst wurde schließlich zu einer Touristenattraktion!

Und auch in jüngerer Zeit haben die Inseln ihren Status als touristischer Geheimtipp bewahrt. Der Vulkan ist dabei natürlich ein großer Anziehungspunkt und der Krater, der nach dem Ausbruch entstand, ist heute für neugierige Besucher aus aller Welt geöffnet. Wir sollten jedoch nicht die lebendige Natur dort vernachlässigen. Auch sie zieht die Menschen in großen Scharen an.

Vor allem das Beobachten von Papageientauchern ist auf den Westman Islands eine große Attraktion. Diese faszinierenden Vögel tauchen in den wärmeren Monaten des Jahres in großer Zahl in Island und den nahe gelegenen Archipelen auf. Und du kannst sie entlang der Felsen und Klippen thronen sehen - jederzeit bereit, für einen leckeren Fisch oder zwei ins Wasser zu springen.

Viele andere Vogelarten sind auf den Westman Islands beheimatet, Papageientaucher sind jedoch bei weitem in der Überzahl. Und denke bloß nicht, dass die Gewässer hier unfruchtbar wären. Ganz im Gegenteil! Wenn du Glück hast, kannst du hier einige der größten Meeresbewohner der Erde sehen - darunter Schwert-, Buckel- und Finnwale.

Vielleicht gibt es sogar mehr Tiere als Menschen auf den Westman Islands. Wie wir bereits berichtet haben, ist Heimaey die einzige Landmasse hier mit ständiger Besiedlung, während die anderen lediglich Touristen beherbergen. Und damit sind wir wieder bei dem geheimnisvollen Haus auf Elliðaey. Was wissen wir eigentlich darüber?

Anscheinend war Elliðaey nicht immer ohne menschliche Bewohner. Um das 18. Jahrhundert herum sollen dort angeblich fünf verschiedene Familien gelebt haben. Sie ernährten sich von der Landwirtschaft, dem Fischfang und der Vogeljagd. Das Haus muss also von diesen Menschen stammen, oder? Nun, nicht ganz, denn sie richteten sich tatsächlich nur in einfachen Hütten ein.

Zudem sollen die Familien die Insel irgendwann in den 1930er Jahren verlassen haben. Vielleicht haben sie entschieden, dass es anderswo bessere Bedingungen gibt - trotz des reichlichen Angebots an Papageientauchern auf Elliðaey. Vielleicht wollten sie einfach nur ihren Speiseplan ändern?

Auf jeden Fall sieht es so aus, als hätte seither niemand mehr auf der Insel gelebt. Das macht es viel schwieriger, einige der wichtigsten Fakten über das Haus zu ergründen - einschließlich der Frage, wer es überhaupt gebaut hat. Und während viele Theorien vorgebracht wurden, um diese Fragen zu beantworten, scheinen einige Szenarien viel wahrscheinlicher zu sein als andere.

Es gibt eine Theorie, die auf den ersten Blick völlig verrückt klingt. Im Grunde, so heißt es, wurde das Haus auf Elliðaey von einem Milliardär gebaut. Das ist sicher nicht unwahrscheinlich, aber warte ab! Der Grund, warum der superreiche Typ das Haus wollte? Um einen sicheren Ort zu haben, an den er sich zurückziehen kann, falls Zombies die Welt erobern. Ja, Zombies!

Eine andere Hypothese besagt, dass das abgelegene Haus für einen religiösen Einsiedler gebaut wurde. Dieser hätte mit Sicherheit viel Einsamkeit gefunden. Und dann gibt es noch diejenigen, die sagen, dass es den Ort gar nicht wirklich gibt. Nun, während das Haus aussehen mag, als wäre es ein ordentlicher Photoshop-Auftrag, werden wir dich an dieser Stelle in ein Geheimnis einweihen: Es existiert wirklich!

Dann kommen wir zu Björk. Ja, diese Björk! Angeblich war die Musikerin auf der Suche nach einer eigenen Insel. Und wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, war sie sogar in Verhandlungen mit der isländischen Regierung, über den Bau eines Aufnahmestudios und Hauses auf Elliðaey.

Oder vielleicht brauchte Björk auch gar nicht viel zu reden. Denn ein anderes Stück Klatsch und Tratsch besagt, dass die Regierung von Elliðaey möglicherweise die ganze Insel an Björk verschenkt hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Ja, die Insel stammte offenbar von einem der berühmtesten Bürger Islands. Eine fesselnde Geschichte oder? Jedoch ist nichts davon wahr.

Tatsächlich scheint die Björk-Theorie auf einem Missverständnis zu beruhen. Der Star war zwar angeblich daran interessiert, eine Insel für sich zu finden. Sie hatte sogar ein Auge auf eine ganz bestimmte geworfen und dieser Ort wurde zufälligerweise auch Elliðaey genannt. Du siehst, wie die Verwechslung zustande kam! Sie zog jedoch eine ganz andere Insel in Betracht - nicht diejenige, auf der das mysteriöse Haus steht.

Und obwohl Björk offenbar darüber nachdachte, sich diese andere Elliðaey zu schnappen, hat sie es nie getan. Das scheint daran zu liegen, dass die Öffentlichkeit weitgehend dagegen war. Also schien die Sängerin nach einer Weile die Idee von ihrem abgelegenen Rückzugsort aufzugeben.

Das bedeutet, dass Björk nicht hinter dem Haus steckt. Demzufolge können wir diese Theorie von der Liste streichen. Wenn die abgelegene Behausung jedoch nicht einem Zombie-fürchtenden Milliardär oder einem zurückgezogenen religiösen Führer gehört, was ist dann die wahre Geschichte? Nun, die Antwort ist vielleicht nicht so seltsam wie einige der Theorien, die sich verbreitet haben, jedoch ist sie immer noch ziemlich dunkel und traurig.

Das liegt an der großen Anzahl von Papageientauchern, die auf der Insel nisten. Und die Erbauer des Hauses? Der Jagdverein Elliðaey. Angeblich haben die Mitglieder der Gruppe das Haus gebaut, um während der Jagdsaison auf Papageientaucher eine Unterkunft zu haben. Ja, sie töten diese Vögel und sammeln ihre Eier.

Man könnte meinen, diese Jäger seien Verbrecher. Dabei sind Papageientaucher eigentlich ziemlich harmlos und bezaubern seit langem mit ihrem liebenswerten Verhalten und ihren bunten Schnäbeln die Menschen. Ihr Ebenbild stammt sogar vom Buchverlag Penguin für seine Papageientaucher-Kinderbuchreihe.

Die Jagd auf Papageientaucher ist jedoch nicht nur an und für sich grausam. Diese Praxis stellt letztlich eine existenzielle Bedrohung für die Art als Ganzes dar. Die Bestände der Papageientaucher sind in letzter Zeit gesunken, was für Naturschützer eine große Sorge darstellt. Außerdem vermehren sich die Vögel recht langsam, was bedeutet, dass die Folgen der Jagd in der Tat noch verheerender sein könnten.

Warum sind Papageientaucher ein so begehrtes Ziel? Wegen ihres Fleisches, das auf den Färöer-Inseln und Island als Delikatesse gilt. Das ist besorgniserregend, da die meisten der Vögel eigentlich in Island selbst zu finden sind. Angeblich leben fast 90 Prozent der Papageientaucher in Europa, und zwei Drittel davon kommen ausgerechnet zur Paarungszeit nach Island.

Jedoch gibt es gegenwärtig nicht viele Möglichkeiten, diese Praxis zu unterbinden. Zu bestimmten Zeiten des Jahres ist es in Island sogar völlig legal, Papageientaucher zu töten. Es ist eigentlich eine Tradition, deren Wurzeln in der isländischen Kultur mehrere Generationen zurückreichen.

Und die Jagd auf Papageientaucher ist in Island nach wie vor legal - obwohl das Tier auf der Roten Liste der Vögel des Landes als "kritisch gefährdet" eingestuft wird. Das bedeutet, dass die Gefahr einer totalen Ausrottung sehr real ist. Das ist ein krasser Gegensatz zu den Verhältnissen im Jahre 2000, als die Art von Naturschützern noch als "am wenigsten gefährdet" eingestuft wurde.

All dies bedeutet, dass das Haus auf Elliðaey nicht annähernd nur ein malerisches, abgelegenes Häuschen ist. Denk daran, dass es einzig und allein zu dem Zweck gebaut wurde, dass die Ausflüge zur Jagd nach Papageientauchern so reibungslos wie möglich verlaufen. Es ist im Grunde nur eine Basis für Jäger, um sich darin auszuruhen und neue Energie für das Morden zu tanken.

Angeblich verfügt das Haus sogar über eine Sauna für die Leute, die nach Elliðaey zur Jagd kommen. Du solltest jedoch nicht denken, dass es sich um eine luxuriöse Idylle handelt. Das Gebäude ist nämlich ohne Strom und fließendes Wasser, und die Sauna selbst wird mit Regenwasser betrieben, das von der Insel stammt.

Wenn das allein nicht schon abschreckend wirkt, dann ist da noch der Fakt, wie man überhaupt auf die Insel kommt. Zunächst muss man erst einmal dorthin segeln, und dann kann man die Felsen nur mit Hilfe einer Seilkonstruktion erklimmen. Und diese Seile dürfen nur Mitglieder der Elliðaey Hunting Association benutzen.

Doch wenn es nach den Vorstellungen einiger Kreise geht, könnte der Verein Elliðaey vielleicht für immer verlassen. Denn 2018 forderte eine Gruppe unter dem Namen Fuglavernd BirdLife Iceland, die Jagd nach Papageientaucher gesetzlich zu verbieten. Fuglavernd ist eine gemeinnützige Organisation mit rund 1.300 Mitgliedern, die sich für den Schutz der isländischen Vögel und deren Ökosysteme einsetzt.

Die Jagd auf Papageientaucher ist schließlich ein sehr reales Problem für die Art und könnte letztlich zu ihrem Aussterben beitragen. Es gibt jedoch eine gute Nachricht für Liebhaber von Papageientauchern. Im Grunde genommen werden die Vögel zunehmend sich selbst überlassen. Laut Protectpuffins.is ist die Jagd auf Papageientaucher in Island zwischen den Jahren 1995 und 2017 um mehr als 90 Prozent zurückgegangen.

Ein Jagdverbot würde die Probleme, mit denen Papageientaucher derzeit konfrontiert sind, jedoch nicht vollständig lösen. Denn das ist bei weitem nicht das einzige Problem, das diese faszinierenden Vögel bedroht. Auch der Klimawandel macht den Papageientauchern das Leben schwer, ebenso wie die Überfischung der Gewässer.

Wissenschaftler haben auch auf die steigenden Temperaturen der Ozeane hingewiesen. Und, in der Tat, dies bedeutet ebenso eine Bedrohung für Papageientaucher. Kurz gesagt, die Fische, welche die Papageientaucher erbeuten, sind gezwungen, in kältere Gewässer im Norden zu wandern. Das bedeutet, dass der herkömmliche Lebensraum der Vögel immer weniger Nahrung bereitstellt als früher.

Also was hat es nun mit diesem skurril aussehenden Haus auf Elliðaey auf sich? Es ist doch nicht so unschuldig, wie es scheint. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Björk es gekauft hätte. Und Papageientaucher-Fans können nur hoffen, dass die isländischen Behörden die Notlage der Vögel berücksichtigen. Vielleicht wird die Jagd auf Papageientaucher eines Tages sogar verboten. Wir drücken die Daumen, dass dies geschieht, bevor eine weitere Art komplett ausstirbt.