Erscheint ein oranger Punkt in der Ecke deines iPhones, pass' lieber auf was du sagst!

Du spielst gerade mit deinem iPhone, und plötzlich fällt es dir auf: da ist etwas Eigenartiges, das du noch nie zuvor gesehen hast. In der oberen Ecke des Bildschirms, gleich neben dem Batteriesymbol, ist plötzlich sich ein leuchtend oranger Punkt. Dieser Punkt verblüfft dich vielleicht, und du solltest besser wissen, was er bedeutet. Und wenn er das nächste Mal auftaucht, sei lieber vorsichtig, was du sagst.

Es sei dir verziehen, falls dir der Punkt bisher noch nicht aufgefallen ist, denn er ist erst seit Kurzem auf iPhones zu sehen. Das Ganze hängt mit einem Software-Update zusammen - dem vielgepriesenen iOS 14 - das im September 2020 herausgekommen ist. Wenn du dein Gerät also das nächste Mal zur Hand nimmst, dann wirf einfach mal einen Blick auf die rechte Seite des Bildschirms und sieh nach, ob du dieses eigenartige Ding dort entdecken kannst.

Sobald du auf iOS 14 aktualisiert hast, bemerkst du sicher auch noch weitere Unterschiede. Der Startbildschirm und auch die Widget-Galerie des Telefons wurden aufgepeppt. Ganz schick, oder? Normalerweise kann man kaum sagen, was sich nach den Apple-Updates geändert hat! Aber das sind nicht die einzigen Änderungen, die iPhone-Besitzer bemerkt haben.

Das bringt uns wieder auf den mysteriösen orangenen Punkt. Warum sehen wir ihn nur manchmal, und was macht er dort? Nun, dieser Punkt ist gleichermaßen faszinierend und irritierend, aber wir versichern dir, dass er aus einem bestimmten Grund dort ist. Es geht um die Datenschutzeinstellungen deines Telefons - und deshalb ist es wichtig, dass du darüber Bescheid weißt.

Durch Updates bleiben iPhones für uns alle auf dem neuesten Stand und interessant. Ganz ehrlich: Wir werden diese Wunderwerke der Technik sicher nicht so schnell wieder los. Sie erleichtern uns das Leben, genauso wie Geräte wie der Amazon Echo und der Google Assistant. Genau genommen haben wir die Qual der Wahl! Doch längst nicht jeder ist ein Fan dieser modernen Entwicklungen.

Woher kommt das? Nun, manche Leute fühlen sich durch diese Geräte belauscht. Das ist eine beängstigende Vorstellung, aber kann das wirklich sein? Nehmen wir die Alexa-Funktion von Amazon Echo als Beispiel. Wenn man Alexas Aufmerksamkeit erregen will, muss man ihren Namen laut aussprechen. Dies wird als "Weckwort" bezeichnet.

Nun wird es interessant. Laut einem Forbes-Artikel aus dem Jahr 2019 werden Amazon Echo-Geräte mit Cloud Computing betrieben. Das bedeutet, dass all deine privaten Anfragen oder Befehle an Alexa an einen entfernten Server gesendet werden, wo sie unmittelbar übersetzt werden. Anschießend werden die gewünschten Informationen an die Lautsprecher zurückgeschickt, und Alexa antwortet in ihrem einzigartigen Stil. Allerdings gibt es ein klitzekleines Problem.

Da der Echo ununterbrochen mit der Cloud verbunden ist, hält er ständig seine Ohren offen - genauer gesagt seine virtuellen Ohren. Das erklärt auch, warum Alexa manchmal spricht, auch wenn sie gar nicht gefragt wurde. Diese gespenstische Überraschung sollte nicht allzu oft vorkommen, denn ein Echo sollte täglich nicht mehr als drei dieser "Fehlalarme" haben. Für die Schreckhaften unter uns sind dass noch immer drei zu viel!

Wenn nun der Echo immer alles mithört, was passiert dann mit den Informationen? Forbes behauptet, dass bei Amazon Mitarbeiter beschäftigt sind, die diese Gespräche aufschlüsseln, um angeblich das "Kundenerlebnis" zu verbessern. Der Nachteil? Dieser Dienst ist nicht gerade anonym, denn jeder mitgeschnittene Dialog wird immer noch mit deinem Namen in Verbindung gebracht.

Um etwas mehr Aufschluss über den Prozess zu geben, gab Joseph Dureau gegenüber Forbes seine Expertenmeinung ab. Er war früher Technischer Direktor der Technologiefirma Snips, die eine sogenannte "Sprachplattform mit künstlicher Intelligenz" entwickelt hat. Dureau weiß also, wovon er spricht. Also hat er nun gute oder schlechte Nachrichten für uns?

Zunächst einmal gab es schlechte Nachrichten für diejenigen, die nicht wollen, dass ihre Echo-Gespräche mitgehört werden. Dureau sagte: "Amazon Alexa ist ein Cloud-basierter Sprachassistent. Sobald also das Weckwort genannt wird - egal ob der Benutzer es tatsächlich gesagt hat oder nicht - wird das Audio in die Cloud gestreamt, damit Alexa die Sprache erkennen und den natürlichen Tonfall verstehen kann." Dureau wies ergänzend darauf hin: "Zum Glück gibt es Alternativen zu diesem Modell."

Der Technikexperte führte Snips als Beispiel an: "Snips führt die Spracherkennung und das Verstehen natürlicher Sprache auf dem Gerät selbst aus. Das bedeutet, dass Sprachdaten niemals das Gerät verlassen. So können ganz sicher keine privaten Gespräche an die Cloud gesendet werden - selbst im Falle von falsch-positiven Weckwörtern." Dureau widerlegte sogar eine der Behauptungen von Amazon.

Weißt du noch, was wir über die "Verbesserung der Kundenerfahrung" gesagt haben? Nun, Dureau betonte, dass die Auswertung unserer geheimen Gespräche nicht so nützlich ist, wie Amazon es darstellt. Er fügte hinzu: "Ab einem bestimmten Punkt wird die Leistung durch das Sammeln von noch mehr Daten nur noch minimal verbessert. Die Datenmengen, die für ein modernes Leistungsniveau erforderlich sind, können auch ganz einfach innerhalb weniger Stunden durch Crowdsourcing beschafft werden."

Gleichzeitig sagt Amazon, dass man seinem Echo auch "die Ohren stopfen" kann, indem man in den Spracheinstellungen einfach die Option für Sprachaufnahmen ausschaltet. Dies sollte verhindern, dass deine Worte in der Cloud für die "Produktentwicklung" verwendet werden. Und falls du dir Gedanken darüber machst, ob die Gespräche mit deinen Lieben von anderen mitgehört werden könnten, ist dies sicherlich einen Versuch wert.

Sobald diese Kuh vom Eis ist, solltest du auch einen Blick auf die Werbe-Cookies werfen. Jeder kennt die Werbung, die plötzlich auf allen möglichen Websites erscheint, nachdem man online eingekauft hat. Dass diese Werbung zum nächsten Kauf verleiten soll, ist eine Seite der Medaille. Die Methode, mit der sichergestellt wird, dass du relevante Produkte im Internet zu Gesicht bekommst, ist allerdings um einiges erschreckender.

So wie Miranda Knox, die behauptete, dass ihre privaten Gespräche von ihrem Telefon abgehört würden. Bevor sie damit an die Öffentlichkeit ging, untersuchte die Reporterin der britischen Zeitung The Sun ihre Vermutung in einer einfachen Studie. Bevor du weiterliest, setz' dich besser hin...

Knox erläuterte, dass sie sich einfach ein paar beliebige Themen ausgesucht hatte. Dazu gehörten veganes Essen, Spandex und Visitenkarten - nicht die Art von Dingen, nach denen sie jemals gegoogelt hatte. Dann fing sie an, über diese Themen zu plaudern, wann immer sie sich von ihrem Telefon "belauscht" fühlte. Außerdem hatte sie das Mikrofon des Telefons in jeder App eingeschaltet und nutzte ihre sozialen Medien ganz normal weiter.

Und siehe da, innerhalb weniger Tage entfaltete Knox' Experiment seine Wirkung. Sie wurde mit einer Flut von Anzeigen überschwemmt, die sich auf die genannten Themen bezogen. Wie kann denn das sein? Hatte ihr Handy sie tatsächlich bespitzelt? Niemand mag Lauschangriffe, aber das hier wäre wirklich das Allerletzte!

Schließlich wandte sich Knox mit ihrer Vermutung an Edward Whittingham. Whittingham ist der Gründer eines Unternehmens namens 'The Defence Works', das sich mit Online-Sicherheit befasst - ein Thema also, mit dem er sich auskannte. In seinem Gespräch mit Knox gab der Technikexperte seine ehrliche Meinung zu der Theorie der Reporterin ab. Hast du dich mittlerweile hingesetzt?

Whittingham sagte gegenüber The Sun: "Es überrascht mich nicht, dass Leute auf der Grundlage ihrer Gespräche gezielte Werbung erhalten. Das ist mir auch schon passiert. Es steht außer Frage, ob unsere Telefone in der Lage sind, uns abzuhören, aber die Preisfrage ist: Tun sie es? Die Antwort: Wir wissen es nicht."

Der Sicherheitsguru erzählte weiterhin: "Gerade vor ein paar Wochen habe ich mich mit meiner Frau über die Parkplatzsituation in unserer Straße unterhalten. Gleich am nächsten Morgen auf Facebook habe ich eine Anzeige für die Vermietung von Parkplätzen in der näheren Umgebung gesehen - einschließlich des genauen Namens unserer Stadt." Und er fügte hinzu: "Stellen Sie sich vor, wie viel wertvoller Werbung für ein Produkt ist, wenn das Unternehmen schon mit ziemlicher Genauigkeit weiß, dass Sie aktiv an diesem Produkt interessiert sind."

Whittingham schlussfolgerte: "Und genau darin liegen Anreiz und Motivation, unsere Gespräche abzuhören." Aber er räumte auch ein, dass es keinen physischen Beweis dafür gebe, dass dies tatsächlich geschieht - natürlich abgesehen von den Anzeigen. Und Apple hat immer ausdrücklich betont, dass es private Gespräche nicht an Werbefirmen weitergegeben werden.

Facebook behauptet dasselbe. Es antwortete sogar auf Knox' Anfrage zu diesem Thema, um dem Nachdruck zu verleihen. Der Reporterin zufolge bekräftigte der Social-Media-Riese zunächst seine Aussage und sagte dann, ihre Geschichte sei "nicht berichtenswert". Autsch! Ob man Facebook nun glaubt oder nicht, solange die personalisierten Anzeigen weiter gehen, werden die Spekulationen auf jeden Fall weitergehen.

Und das bringt uns wieder zurück zu dem mysteriösen orangenen Punkt auf deinem iPhone. Hängt er mit dem zusammen, worum es gerade ging? Genau so ist es! Der Punkt soll nämlich deine Aufmerksamkeit erregen. Wenn er auftaucht, wird gerade das Mikrofon des Geräts verwendet.

Der orangene Punkt erscheint normalerweise immer dann auf deinem iPhone, wenn du telefonierst oder eine Sprachaufnahme machst. Für beides ist die Verwendung des Mikrofons erforderlich. Falls du den Punkt also nur zu diesen Gelegenheiten siehst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Möglicherweise taucht er aber auch auf, wenn du bloß kurz im Internet surfst.

Falls das passiert, ist das ein Zeichen dafür, dass eine deiner Apps auf das Mikrofon zugreift. Sollte das der Fall sein, könnten deine alltäglichen Unterhaltungen abgehört werden. Ist doch unheimlich, oder? Wie gut, dass es den orangefarbenen Punkt gibt! Er warnt dich aber nicht nur vor potenziellen Spitzeln.

Mit Hilfe des Kontrollzentrums deines iPhones findest du heraus, welche deiner Apps der Sündenbock ist. Man erwischt ihn quasi mit der Hand in der virtuellen Keksdose. Leider geht die Information nicht viel weiter, und so wirst du nicht viele Details darüber erhalten, was auf deinem Telefon los ist.

Der orangefarbene Punkt informiert dich lediglich darüber, dass eine App das Mikrofon verwendet. Dies sagt nichts darüber aus, wofür das Mikrofon benutzt wird oder was sonst noch mit der App los ist. Auch gibt es keine Information darüber, ob Wörter oder Nachrichten an die Cloud oder an einen Server gesendet werden, oder ob lediglich eine Aufnahme auf deinem Gerät gespeichert wird.

Trotzdem kannst du es sicher nicht leiden, wenn sich Apps in dein iPhone einmischen, oder? Wie geht man also damit um? Eine Möglichkeit wäre, die schuldige App einfach zu löschen. Falls du daran hängst und somit etwas nachsichtiger sein möchtest, gibt es noch eine weitere praktikable Möglichkeit.

Wenn du die Einstellungen auf deinem iPhone öffnest, sollten Sie zu dem Abschnitt 'Datenschutz' kommen. Von dort aus geht es weiter zu den 'Mikrofonoptionen'. Hier wird dann eine Liste von Apps angezeigt, die das Mikrofon verwenden können. Bist du schockiert, wie viele das sind? Jedenfalls kannst du hier nun einstellen, welche App du blockieren möchtest.

Wenn das kleine Feld neben der App dann grau hinterlegt ist, kannst du dich endlich entspannen. Der Vorgang ist kinderleicht und beweist, wie wertvoll der orangene Punkt sein kann. Wer weiß, ob die Apps nicht schon monate- oder sogar jahrelang deine Gespräche belauscht haben? Zum Glück ist das jetzt vom Tisch!

Auf der Apple-Website wurde ausführlich zu der neuen Sicherheitsmaßnahme von iOS 14 Stellung bezogen. Der Technik-Riese erläuterte den Zweck des Updates mit den Worten: "Datenschutz ist ein grundlegendes Menschenrecht und steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Deshalb geben wir unseren Kunden mit iOS 14 mehr Kontrolle über die Daten, die sie teilen, und mehr Transparenz darüber, wie sie verwendet werden."

Wie man sich aufgrund dieser Aussage schon denken kann, hat Apple für deinen persönlichen Datenschutz noch mehr getan, als den orangenen Punkt zu schaffen. Und wenn du bei der Verwendung deines iPhones genau hinsiehst, entdeckst du vielleicht noch eine weitere - seltsam vertraute - Funktion am oberen Rand des Bildschirms.

Mit iOS 14 wurde nämlich auch ein grüner Punkt eingeführt. Und ähnlich wie sein orangenes Gegenstück dient auch dieser als Warnhinweis - allerdings für einen anderen Aspekt des iPhones. Beim grünen Punkt geht es nämlich um die Verwendung der Kamera. Können Apps vielleicht auch hierauf zugreifen?

Es tut uns wirklich leid, dir das sagen zu müssen... Falls du nicht gerade FaceTime verwendest oder selbst ein Video aufnimmst, signalisiert der grüne Punkt, dass eine App außer Kontrolle geraten ist und auf deine Kamera zugreift. Aber bevor du dein Handy panisch aus dem Fenster wirfst, folge doch einfach den gleichen Schritten wie zuvor.

In deinen Datenschutzeinstellungen musst du natürlich entsprechend zu den Kameraoptionen wechseln. Dann kannst du einfach die Apps auswählen, denen der Zugriff auf die Kamera verwehrt werden soll. Das ist auf jeden Fall eleganter, als ein Pflaster auf die Linse zu kleben... und das ist immer noch nicht alles. Das iOS-Update hält nämlich noch eine weitere hilfreiche Sicherheitsmaßnahme bereit, die du unbedingt kennen solltest.

Das Upgrade enthält keine weiteren versteckten Symbole, aber die neue Option zum Schutz der Standortdaten ist ein großes Plus. Apps müssen nicht mehr zwingend auf deinen genauen Standort zugreifen können, da du diese Option jetzt in den Einstellungen ausschalten kannst. Würde das bedeuten, dass Apps überhaupt keine Ahnung haben, wo du bist?

Gewissermaßen schon. Jede App wird nur ungefähr wissen können, wo du dich aufhältst. Falls du besoders sicherheitsbewusst sein solltest, könnte das eine enorme Verbesserung sein, denn es verringert auch die Möglichkeit, deine Wohnanschrift zu ermitteln. Edward Whittingham hätte das sicher zu schätzen gewusst, als plötzlich Anzeigen für Parkplätze auf seiner Facebook-Seite aufgetaucht sind!

Und was machst du, wenn du kein iPhone hast? Kannst du dich trotzdem schützen? Nach Angaben von Whittingham kann man die Sicherheit eines jeden Mobiltelefons mit ähnlichen Schritten erhöhen. The Sun gegenüber sagte er: "Es ist immer ein guter Ansatz, zunächst einmal die Berechtigungen zu überprüfen, die auf mobilen Geräten vorhanden sind."

"Sehen Sie sich genau an, welche Berechtigungen die einzelnen Apps auf Ihrem Gerät haben", so Whittingham weiter. "Sie werden überrascht sein, wie viele Apps Zugriff auf Ihr Mikrofon, Ihre Kamera und sogar auf Ihre Telefonkontakte verlangen, obwohl kein Grund dafür ersichtlich ist. Schalten Sie das am besten einfach ab. Und schon gibt es eine Sache weniger, über die Sie sich den Kopf zerbrechen müssen!"